Beim John Muir Trail (JMT) handelt es sich um einen ca. 338 km langen Wanderpfad durch Kaliforniens Sierra Nevada. In vielen Büchern und auf zahlreichen Websites wird er als eine der Top 10 Wanderungen auf der Welt genannt. Für mich gab das, zusammen mit den verheissungsvollen Bildern, die ich auf Facebook und in Blogs zu Gesicht bekommen habe, den Ausschlag diesen Pfad auf meine Bucket List zu setzen. 2015 ging die Planung los, um den Trail ein Jahr später im Sommer 2016 zu laufen.
Bevor es mit dem eigentlichen Reisebericht los geht, möchte ich auch ein paar Details zur Vorbereitung loswerden. Tatsächlich stellt das Beantragen des Permits (Erlaubnis den JMT laufen zu dürfen), die Recherche und Besorgung der Ausrüstung sowie die Zusammenstellung des Proviants, die größte Hürde dar.
Der JMT verläuft von Nord nach Süd von Happy Isles im Yosemite Nationalpark bis zum Gipfel des Mt. Whitney, dem höchsten Berg der USA außerhalb Alaskas, welcher sich am östlichen Rand der Sierra Nevada befindet. Da gerade im Juli und August die meisten Wanderer den Trail wandern möchten, ist die Chance auf ein Permit für die klassische Richtung von Nord nach Süd seeeehr gering. Anfang Februar versuchte ich für drei aufeinanderfolgende Tage eines dieser Permits für meine möglichen Starttermine zu bekommen. Nach ausgiebigen Kalkulationen des genauen Datums und der Uhrzeit, wann ich das Fax versenden muss (ja, das Wilderness Permit ist nur per Fax zu reservieren!), blieb mir nur noch das Daumendrücken. Leider war mir das Glück nicht hold. Von den höchstwahrscheinlich 500 Faxsendungen, die auf dem Tisch eines bedauernswerten Praktikaten des Yosemite Wilderness Permit Office gelandet sind, landete meines wohl mitsamt 454 anderen in der Papiertonne. Ich erwischte keinen der 45 Startplätze an den für mich möglichen Tagen.
Glücklicherweise ist die Richtung von Süd nach Nord nicht so beliebt und so konnte ich mir als Alternative kinderleicht ein Permit für 20$ über die Website des Inyo National Forest sichern. Ich würde meinen Trip nun etwas weiter südlich des Mt. Whitney beginnen, und sehr schnell auf große Höhe aufsteigen müssen, wodurch das Risiko der Höhenkrankheit besteht. Für mich in diesem Moment kein Problem – die erste Hürde war geschafft und nun konnte ich mich der weiteren Planung, allen voran der Zusammenstellung meines Equipments widmen.
Ausrüstung ist das Lieblingsthema vieler Wanderer. Gerade beim Thema „Ultralight“, der möglichst leichten Ausrüstung, wird in Internetforen teils heftig debattiert. Ich wollte definitiv ein paar Gramm sparen – erinnere ich mich doch noch gut an die 25-30 kg, die ich auf meinen ersten Treks in Australien mit mir rumschleppte. In meinen Adern fließt kein Sherpa-Blut, also mussten ein paar Euros investiert werden. In erster Linie kümmerte ich mich um das Gewicht der „Big Three“: Rucksack, Zelt und Schlafsack. Lässt man dann die für das eigene Wohlbefinden nicht zwingend notwendigen Ausrüstungsgegenstände weg, sollte man schon auf ein vertretbares Gesamtgewicht kommen. Wer auch das letzte Gramm sparen möchte, kann am Ende immer noch den Griff der Zahnbürste absägen oder Löcher in den Griff des Titanium-Löffels bohren.
Nach vielen Stunden der Recherche (Andrew Skurka gibt tolle Tipps zu allem was Outdoor-Equipment betrifft – Link) und der Überwindung, die doch oftmals gepfefferten Preise zu zahlen, stand meine Ausrüstungsliste fest. Ohne tiefer ins Detail zu gehen, hier meine Ausrüstung, die mein Überleben auf dem Trail garantieren sollte:
Mit einem Basisgewicht („Base Weight“) zwischen 8-9 kg (ca. 18 lb) liege ich glaube ich weit unter dem Durchschnitts-JMT-Hiker, aber kann mich lange nicht mit den Ultra-Ultralight-Hikern messen. Das will ich aber auch gar nicht, und bin sehr zufrieden mit dem Gewicht. Die meisten Ausrüstungsgegenstände konnte ich auch schon auf dem West Highland Way in Schottland erfolgreich testen.
Neben meiner Ausrüstung legte ich mir auch eine grobe Zeitplanung für den Trail, und auf Basis dessen den ersten Teil meines Proviants zurecht. Maximal habe ich 17 Tage auf dem Trail zur Verfügung. Die ersten 8 Tage Proviant nehme ich bereits aus Deutschland mit. Für die zweite Hälfte der Reise lasse ich mir Proviant an die Muir Trail Ranch, welche etwa auf halber Strecke liegt, senden. Knurrt der Magen, habe ich notfalls auch die Möglichkeit auf der Ranch und nahe des Yosemite Nationalparks meinen Proviant aufzustocken.
Meine einzige Sorge (und auch die vieler anderer Wanderer) ist, dass mein Proviant nicht in den zwingend notwendigen Bärkanister passt. Bei den Kanistern handelt es sich um spezielle Behälter, die Proviant und alles Sonstige was irgendwie Duft verströmt, vor Bären schützen. Tests mit selbstgebautem „Kanister“ verlaufen vielversprechend (siehe Bilder) und ich bin zuversichtlich, dass mein Proviant in meinem Magen und nicht in dem eines Schwarzbären landet. Den richtigen „BearVault BV500“ werde ich erst vor Ort in L.A. kaufen.
Nachdem auch der Flug von München über Istanbul nach Los Angeles und zurück von San Francisco sowie die ersten Übernachtungen gebucht waren, konnte es losgehen.
Ich bin von dem ersten Teil des Berichts sehr begeistert und freue mich schon riesig auf die weiteren Erzählungen. Die Bilder sind auch klasse! Super gemacht! Ich wünsche dir viele weitere spannende Abenteuer. Die Welt ist so groß und schön. Man muss diese unbedingt entdecken, egal auf welche Art und Weise! Es wäre zu schade, das ganz leben nur mit „eat and spleep“ zu verbringen.
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